Am 26. Juli radelte ich die letze Etappe von Lüneburg bis Schwerin. Du hast bestimmt genug Kirchenkunst gesehen, deshalb will ich erzählen, welche Wege und kleine Wunder ich erfahren habe.
Raus aus der Stadt ist immer holprig. Auch heute war der Radweg ein Gehweg, ein Test für Material und alte Knochen. Anstrengend war auch der Wechsel der Radwege mal links, mal rechts von der Straße. Oft stand ich vor Ampeln und musste warten. Pazienza!
Dann erreichte ich bei Lauenburg die Elbe und war plötzlich in Schleswig-Holstein.
Durch das Naturschutzgebiet Elbauen ging es weiter, mal in westlicher, mal in nördlicher Richtung. Jetzt waren die Radwege richtig gut. Eichen, Birken, Linden, Lerchen begleiteten mich. Eine Feldmaus rettete sich vor meinem Reifen.
Der Weizen stand gut da, aber es war regnerisch und kühl. Gut für das Mais. Ich mag den süßlichen Geruch, wenn die Maiskolben Haare haben. Das erinnert mich daran, wie wir als Kinder damit gespielt haben.
Neben der Straße waren die Radwege gut ausgebaut, in den Ortschaften musste ich langsam auf Gehwegen hoppeln oder, was ich fast immer, machte auf der Straße radeln. Einmal überholte mich ein langer LKW und kam mir am Heck gefährlich nahe. Ich schimpfte hinterher und er fluchte über mich. Deshalb nun ein Bild von Christopherus, dem Beschützer, der Reisenden.
Auf einem Radweg waren Herzen gemalt und irgendwann die Auflösung. Ist das nicht herzig! So eine Liebeserklärung auf dem Radweg! Das freut nicht nur Maria, das rührt auch mich.
In Zarretin machte ich Pause. Ein ausgebildeter Kirchenführer führte mich durch die ehemalige Klosterkirche. Eine schöne Begegnung. Ich machte Rast im Café und radelte einen schmalen Weg am See entlang. Sehr idyllisch.
Leider kam dann ein heftiger Schauer, ich flüchtete unter eine Linde, dann ins Haltestellenhäuschen, wo schon eine Jugendliche wartete. 20 Minuten später konnte ich weiterradeln bei glänzendem Licht. Das Licht nach einem Regenschauer tut gut.
Die tollen neuen Radwege wurden von der EU gefördert. Haben die in RLP vergessen die Mittel zu beantragen? Wer war da nochmal Verkehrsminister? Vermutlich musste der sich um die Autofahrer kümmern…
Die beiden Jungs waren einfach klasse. Im Dörfchen nahe Schwerin gab es meistens Plasterstraßen. Auf der geteerten Straße zeigten sie ihre Kunst. Eine wunderbare Begegnung!
Auffällig war für mich: ganz wenige Radler/innen waren außerhalb der Städte unterwegs. Mir kam eine Familie entgegen, ich überholte ein paar E-Bikes. Wird auf dem Land kein Rad gefahren? Liegt es an der dünnen Besiedlung?
Vor dem nächsten Regen war ich im Bio-Hotel. Aufatmen.Duschen. Dankbar. Das Leben ist schön. Es gibt so viele Wunder. Später hole ich Steffi am Bahnhof ab.