Flandern 2 Luxembourg-Löwen oder wie wunderbar ist doch Europa!

„In Belgien sind Radfahrer so wie die heiligen Kühe in Indien.“ Diese Feststellung meines Radelfreunds Heijo ist der Spruch des Tages. Denn tatsächlich nehmen die belgischen Autofahrer sehr viel Rücksicht auf uns. Auffällig anders!
Um 8:05 Uhr begrüßte uns ein gutgelaubter und lächelnder belgischer Schaffner am Gare de Luxembourg. Vorher genossen wir das schöne italienische Frühstück bei Stefano. Im Wagen hatten die Belgier ein paar Sitze entfernt, und so gab es 10 Radstellplätze. Nach 2 Stunden erreichten wir pünktlich Namur. Die Sonne lachte und wir fanden nach einigen Minute den richtigen Ausgang. Bald kamen wir auf einen Radweg, der dem Verlauf einer Alten Bahnlinie folgte.

Wir fuhren in einem leichten Bogen immer nach Norden und erreichten nach 33 km die Kleinstadt Jodoigne. Dort war die gotische Kirche leider geschlossen, aber gegenüber war ein libanesisches Restaurant offen. Es gab sehr leckeres Essen, ich entschied mich für Falafel und Taboule, als Nachtisch Mokka und Baklava. Wie schön ist doch die „europäische“ Vielfalt! Das Schloss von Jodoigne dient als Hotel de Ville.
Die nächsten 25 km ging es mehrmals hoch und runter. Der Radweg verlief nun nicht mehr ganz so schön, sondern neben der vielbefahrenen Straße. Anyway, fast die gesamten 60 km konnten wir Radwege benutzen. Nach 2:45 Stunden Fahrzeit und 300 Höhenmetern erreichten wir Hotel Beginenhof in Löwen. Besserer Schnitt und niedrigerer Puls.
Löwen ist eine wunderbare Stadt. Allerdings schließen die meisten Kirchen schon um 16:30, und so mussten wir uns beeilen:

Vor dem Hotel visitierten wir die gotische Pfarrkirche St. Quentin. Uns beeindruckte die hohen Fensterfronten, die dem Gebäude fast etwas Enthobenes geben. Innen gefiel mir ein Abendmalsbild von 1521, bei dem auch ein Knochen für den Hund abfällt. Gilt Versöhnung allen Geschöpfen oder Anspielung auf Matthäus 15?

Die Johannes-Täufer-Kirche steht im großen Beginenhof. Seit dem MA lebten hier Frauen in einer religiösen Gemeinschaft zusammen. Die meisten Gebäude entstanden im 17.Jhd. Die Johanneskurche ist ein gotischer Bau mit barocker Umgestaltung, heute Unikirche mit moderner Kunst. Schön!

Die Michaelskirche ließen die Jesuiten errichten. Heute setzen sich die Gläubigen für Frieden ein. Löwen litt sehr unter der deutschen Besatzung im ersten Weltkrieg. Ein großer Teil der Stadt wurde durch ein Feuer zerstört und unsere Nation galten als „Hunnen“. Auch durch die französische Revolution und den 2.Weltkrieg kam es zu zahlreichen Verlusten und Schäden. Bewundernswert wie die Löwener das immer wieder aufbauten und die historischen Gebäude bewahrten, auch ihre Freundlichkeit.

Der künstlerische war für uns natürlich die Peterskirche am großen Markt. Sie wirkt fast wie ein Kunstmuseum. Mich beeindruckte am meisten die riesige Kanzel mit der Berufungsgeschichte Norbert von Xanten- dachte es handle sich um Paulus – und einem nachdenklichen Petrus – mit Hahn. Besonders berührt hat mich ein Christuskopf, ein Abendmahl und eine Kreuzabnahme in typisch flämischer Renaissancemanier.
Beim Abendmahl fiel mir die ungewöhnliche Inszenierung der Stifter als Bilder ins Auge. Noch nie sah ich auf den andern Tafeln Aspekte der Bedeutung des Abendmahls wie das Stärkungsmahl durch den Engel bei dem niedergeschlagenen Elia oder Manna in der Wüste. Es ist ein Werk von Dierk Bouts um 1464. Bei der Kreuzabnahme beeindruckte mich die todesbleiche Maria. Es ist eine Kopie des Werkes Rogier van der Weyden.

In solch einer Kathedrale voller alter Kunst ist neue Kunst schwierig. Ich fand die Lichtinstallation einer Art Discokugel ganz schön.

PS: Natürlich haben wir auch French Frites probiert und das besondere belgische Bier. Es ist ein klasse kleines Land, wir sind von dem Gesamtpaket begeistert. Deshalb als 2.Spruch die Tageslosung aus 4. Mose 6,11

„Wenn du nun isst und satt wirst, so hüte dich, dass du nicht den HERRN vergisst. “