Lombardische Kanäle und ein paar Herausforderungen – Etappe 6

Wir sind nach 118 km und 5:29 Fahrzeit angekommen. Die Höhenmeter waren nicht der Rede wert. Aber diese Etappe stellte uns nach dem Ruhetag vor einige Herausforderungen. Und es gab Überraschungen. Dazu später mehr. Die Tour führte vom Comer See entlang der Adda Richtung Süden bis nach Piacenza.

Mindestens 60% unserer Wegstrecke führte heute über Radwege. Dabei entdeckten wir großartige Natur/Kulturlandschaften im Addatal, sahen Schlösser und Kirchen, Wasserkraftwerke, blaue Vögel, hilfsbereite Hühner und Bauerhöfe. Manche Wege waren für und extra frisch geteert und unsere Räder schnurrten dahin. Leider gab es Radwege, die unerwartet im Nirgendwo endeten oder plötzlich auf losem Kies weitergingen. Auf den Straßen war das Radfahren stellenweise nervig, weil die Autos hupten. 

Ein besonders Erlebnis war unser Mittagstisch in einem Lokal in Rivolta. Leckeres Essen unter Handwerkern und Rentnerinnen, wir die einzigen Touristen. La cucina italiana regionale e meravigliosa.
Die Herausforderungen heute:

Uno: Wir mussten um 6:49 Uhr den Zug von Dervio nach Lecco nehmen, da diese Strecke zu gefährlich für Radler ist. Nimmt der Treno Regionale uns mit? Hat funktioniert!

Due: Eigentlich wollten wir den Fluß mit einer Fähre überqueren, die nach einem Modell Leonardo Da Vinci’ s nachgebaut wurde. Fähre fuhr nicht, wegen fehlender Strömung. Zurück oder einen Weg nel mezzo del bosco nehmen. Wir entschieden uns für Letzeres und mussten uns durch die Wildnis kämpfen und viel schieben.

Tre: Als wir um 12:02 nach Rivolta kamen war die Basilica aus dem 12.Jh gerade zu. Was machen? Warten bis 3 geht nicht. Ich frage nach dem Pfarrhaus, störe den Kollegen beim Mittagessen. Doch der erklärt sich sofort bereit, die Kirche mit der romanischen Kunst zu zeigen. Dazu später mehr.

Quattro: Ein schöner Radweg endete am roten Bauzaun. Wir mussten die Räder über einen Graben heben, über den Zaun wuchten, bis wir weiter fahren konnten. Eine Umgehungsstraße wurde gebaut und die Radler vergessen.

Cinque: Kurz vor dem Ziel verliert Stephans Rad Luft. Kein Problem, er flickt mit Arnd das Rad.

Sei: Mein Rad knackt, nicht meine Knochen. Nie am Anfang, immer am Ende höre ich ein lautes Knacken. Das geht schon seit drei Tagen. Da es immer lauter wird und ich auch mit der Fachkompetenz meiner Freunde keine Lösung finde, gehe ich zum Radhändler Biondi. Gianpiero prüft das Rad, fährt es und versucht das Knacken zu orten. Er baut Hinterrad aus, prüft die Zahnkränze, das Ritsel, er baut das Vorderrad aus, prüft. Er arbeitet am Lenkrad gründlich und systematisch. Der frühere Radamateur kennt sich wirklich aus. Er erklärt alles und macht alles. Knacken ist weniger, aber nicht weg. Ich bewundere die italienische Hilfsbereitschaft!

Monsignor Dennis Feudatari öffenete uns nicht nur die Basilica San Sigismondi, sondern erläuterte uns auf Italienisch- ich übersetze- die Geschichte und das ikonografische Programm, so weit verständlich. Ende des 19.Jahrhundert befreite man die Kirche des 12. Jahrhunderts von barocken “Verschönerungen“, was an romanischen Teilen fehlte, ergänzte man.

Beindruckend ist die Sichtweise des Menschen, der in Gefahr lebt, dem Bösen, der Sünde zu unterliegen. Als Heilmittel finden sich zahlreiche Hinweise auf das Werk Jesu Christi.
Mein Lieblingszitat aus Römer 6 ist heute inspiriert durch die Basilica San Sigismondo in Rivolta Adda, Vers 23:
„Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“

Der Spruch des Tages kommt diesmal von Hans: „Kirchen schön und gut, aber sie machen nicht satt.“