Am Morgen weckten mich kurz nach 5 Vogelstimmen. Habe ich je so eine Vielfalt an gefiederten Stimmen gehört? Ich lausche und bin froh. Wie wunderschön hat Gott die Erde geschaffen! Warum geraten wir nicht mehr ins Staunen? Könnten wir Gott loben wie die Vögel?
Die Ruhe und der Zauber dieses Ortes veranlassten uns gestern zur Planänderung. Statt Stadt als Ziel, soll es nach Oberbronn in einen ehemaligen Konvent gehen.
Nach einem Anstieg fahren wir an einem großen Soldatenfriedhof vorbei nach Saarburg. Die Stadt entwickelte sich seit der Römerzeit als Furt auf der Straße zwischen Trier und Straßburg. Leider ist die ehemalige Franziskaner-Kirche mit dem Chagallfenster geschlossen. Nun geht es an der Straße entlang über kleinere Dörfer rauf und runter Richtung Kanal. Wir überqueren den Berg während die Boote durch einen Kanal fahren.
Bei Arzweiler sind wir nach 19 km am Kanal und fahren an einem alten Kanal vorbei. Im leeren Becken wachsen Blumen, einige Häuser sind hübsch hergerichtet. Der alte wasserlose Kanal wirkt idyllisch. Dann erreichen wir wieder die Hauptstrecke. Meist ist der Weg gut ausgebaut. Hier ist mehr Schiffsverkehr. Locker radeln wir an den Booten vorbei. Zeitweise führen fünf Straßen durch das Tal: ein Pfad, die Wasserstraße, der Radweg, die Schienenstrecke und die Autostraße.
In Zabern machen wir eine kleine Rast in einem Cafe. Der Radweg geht direkt am riesigen Bischofspalast vorbei. Dann verlassen wir den Kanal und radeln in nördlicher Richtung weiter. An den Anstiegen merke ich am 4. Tag meine Beine. Der Wind kommt in Böen von der Seite oder frontal. Nach 46 km erreichen wir Neuwiller les Saverne, einen Ort den ich sehr mag.
Als wir die Räder an der Aldelphi-Kirche abstellen, spricht uns ein Mann mit Korb an und bietet sich als Führer an.
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Er heißt Paul Frantz, kommt fünf Minuten später wieder und erklärt uns die Baugeschichte der Kirche. Ihn umgibt eine besondere Aura, er hat Humor und ein großes Wissen. Ich kürze ab: Neuwiller gehörte zum Bistum Metz, die um sich gegen Straßburg abzugrenzen die Reliquien des Hl. Adelphus verbrachten, der 10. Metzer Bischof, der 610 heilig gesprochen worden war. Es kamen zahlreiche Pilger, die Heilung erhofften in das von Pirmin gegründete Benediktiner Kloster. Die Kanoniker ließen ab 1050 eine Kirche für die Reliquien und Pilger bauen: Adelphi-Kirche. Zwischen 1190 und 1225 wurde die Kirche romanisch überwölbt, später kam von dem Baumeister des Münsters in Straßburg noch eine Rosette hinzu.
Eine Besonderheit, sagte Paul Frantz, seien die symbolischen Halbreliefs, angefertigt, um die Pilger in ihrer keltischen Welt mit dem christlichen Glauben zu bilden. So etwas habe ich noch nie gesehen, ich lausche fasziniert seiner Deutung. Er deutet eine Art Stange mit Flügeln als Weltachse, keltisch Yggdrasil, diese Säule sorgt für Frieden und Harmonie. Auf einem anderen Relief liegt die Weltachse am Biden und ein Monster= das Böse nagt daran.
Später erfahren wir, dass er pensionierter Pfarrer ist und sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt hat. In der Zeit Napoleons wurde die Apsis abgebrochen. Seit 1846 wird die Kirche protestantisch genutzt.
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Rasch gehen wir noch in die Abteikirche Peter und Paul. Die ehemalige Benediktinerabtei wurde im 15. Jahrhundert in ein Stift umgewandelt und von Kanonikern versorgt.
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Nach dem intensiven Kunstgenuss hat die Boulangerie zu und wir radeln weiter nach Bouxwiller. Das lichtenberger Residenzstädtchen hat wunderbare Fachwerkhäuser. Wir freuen uns am Elsässer Flammkuchen.
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Inzwischen haben wir nicht nur Gegenseitenwind, es ist auch heiß. Wir genießen die weite lichtenberger Landschaft und quälen uns einige Anstiege hoch. Die Wege sind sehr abwechslungsreich, einmal folgen wir einem kleinen Pfad zwischen Obstbäumen. Überall riecht es nach Heu. Schafherden und manchmal auch Kühe liegen auf der Weide.
Am Schluss geht es noch mal steil nach Oberbronn. Wir mobilisierten die letzen Reserven. Dann kommen wir in das schöne Dorf. Der Konvent ist riesengroß. Eine typische Anlage aus dem 29. Jahrhundert. Noch leben Schwestern hier, aber ein Teil wird als Hotel genutzt. Abends wandern eir durch Oberbronn sehen viele schöne Fachwerkhäuser und einige, die renovierungsbedürftig sind. Vielleicht ist es besser, dass die evangelische gotische Kirche schon geschlossen ist.
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